Professionalität ohne Routine
Konzertshow der Westfalia Big Band in Bad Rothenfelde begeisterte
Einen lauen Sommerabend mit wundervoller Livemusik genossen die Zuhörer im Konzertgarten von Bad Rothenfelde. Vor voll besetzten Rängen präsentierte die renommierte Westfalia Big Band das Programm ihrer Jubiläumstour 2010 „Sound & Show seit 30 Jahren“.
„Westfalia“ Big Band ist dabei untertrieben, denn die Musiker kommen aus mehreren Bundesländern sowie Belgien und den Niederlanden. Seit 30 Jahren leitet Hans-Josef Piepenbrock das Ensemble und schreibt für Rhythmusgruppe, Bläser und Sänger maßgeschneiderte Kompositionen und Arrangements. Auf über 1000 Auftritte im In- und Ausland, auf der Bühne und im Fernsehen sowie regelmäßig bei Bundes- und Landesgartenschauen kann die Band inzwischen zurückblicken.
Professionalität ja, Routine nein, denn Bandleader Piepenbrock war sichtlich daran gelegen, gleich bei den ersten Tönen zu seinem Publikum persönlichen Kontakt aufzunehmen, es mitzureißen und für seine Musik zu begeistern. Musiker und Gesangssolisten, die an diesem Abend den elften Tourneeauftritt gestalteten und bereits zum dritten Mal in Bad Rothenfelde gastierten, wirkten frisch und engagiert und waren für vielerlei humorvolle Einlagen zu haben.
Ebenfalls ein Mann der ersten Stunde ist Jo Brinkmann, der mit seiner Trompete ein fetziges, jazziges Solo hören ließ. Über hervorragende Solisten verfügt die Band reichlich, sodass immer wieder neue Akzente gesetzt wurden, die die Bandbreite des Könnens der einzelnen Musiker ausschöpften. Viel Beifall erhielten unter anderem auch die eindrucksvollen Drum Features des Schlagzeugers Andreas Menke. Auch zwei Gesangssolisten waren an diesem Abend mitgekommen: Susan Bremer aus Hannover und Frank Behrens aus Bielefeld. Mit ihren ebenso kraftvollen wie sensiblen und flexibel einsetzbaren Stimmen begeisterten sie bei Titeln wie dem Swing „Frau’n regiern die Welt“ von Roger Cicero, dem zum Wegschmelzen romantischen „Something stupid“ oder dem von Susan Bremer überzeugend und energisch vorgetragenen „I am what I am“ von Gloria Gaynor.
Dass Peter Alexander noch immer aktuell ist, zeigte ein Medley aus seinen Evergreens wie „Hier ist ein Mensch“ oder „Die kleine Kneipe“. Von Udo Jürgens war „Ich war noch niemals in New York“ über Träume und ihre Verwirklichung oder „Schenk mir noch eine Stunde“ zu hören. Voller Dynamik erklang von Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“, das von den Instrumenten spannungsgeladen aufgebaut wurde und sich in monumentalen musikalischen „Sonnenaufgängen“ entlud.
Wie viel die Musik für Piepenbrock selbst bedeutet, verriet seine Eigenkomposition „Ein ganzes Leben lang Musik“. Schon als kleiner Junge habe ihn das Klavier sehr interessiert. Musik in ihrer ganzen Vielfalt habe ihn, so der Dirigent, sozusagen durch das Leben getragen.
Mit einem „Ah!“ quittierte das Publikum die Ankündigung von „Blue Spanish Eyes“, das die Band seit 30 Jahren im Repertoire hat. Bewunderung löste auch die Energie von James Last aus, der, wie Piepenbrock sagte, noch im Alter von über 80 Jahren auf Tournee geht und dem die Westfalia Big Band ein Medley widmete. Perfekt kam hierbei die Panflöte zum Einsatz. Kurzzeitig tauschten einige Trompeter ihre Instrumente gegen Plastik-Vuvuzelas und setzten mit diesen effektvolle Akzente. Natürlich durften diese Instrumente auch bei der Sportstudio-Titelmelodie nicht fehlen. Die Tatort-Melodie zeigte die schier unerschöpfliche Bandbreite des Repertoires.
Am späteren Abend ergaben sich reizvolle Lichteffekte, die die Hommage an Afrika mit Stücken wie „Pata pata“ oder dem „König der Löwen“ unterstützten. Wie der Beifall, der auch nach solistischen Einlagen reichlich gespendet wurde, zeigte, war das Orchester bestens beim Publikum angekommen und ist sicherlich noch ein viertes Mal gern gesehener Gast.