Das Auge hört mit
Westfalia Big Band wird 25 Jahre alt
Verl. Glenn Millers Swing-Klassiker „In the Mood“ war das erste öffentlich präsentierte Stück. Eingeübt bei Kampwirth und gespielt im Pfarrheim. Bei einem Konzert? »Nein, es war eher ein kleines Vorspiel«, schmunzelt Bandleader Hans-Josef Piepenbrock beim Rückblick auf die Anfänge seiner Westfalia Big Band. Der „Traum“, den er sich mit der Gründung des Orchesters 1980 verwirklicht hat, wird in diesen Tagen 25 Jahre alt.
Seither hat sich vieles verändert, hat sich die aus dem Jugendorchester hervorgegangene Big Band auch musikalisch entwickelt. Längst tritt Piepenbrocks Orchester nicht mehr in Pfarrheimen oder der Hauptschule Verl auf, sondern beim Presseball in Schwerin, vor 5.800 Gästen beim Ball der Pferdefreunde in Neumünster oder beim IBM-Ball in Mainz. Die Musiker wohnen nicht mehr ausschließlich in Verl, Gütersloh um Umgebung, sondern verteilt über halb Deutschland, von Hamburg über Berlin bis ins Ruhrgebiet und Rheinland. "Alle wichtigen Positionen sind mit absoluten Profimusikern besetzt", betont Hans-Josef Piepenbrock, "und die findet man nicht allein in Gütersloh oder Bielefeld.
Entsprechend aufwändig ist es, eine gemeinsame Probe zu organisieren. Die findet dafür umso intensiver statt, einmal im Monat einen ganzen Tag lang. Zusätzlich üben die einzelnen Register wie Trompeten, Saxophone oder Rhythmusgruppe für sich. Und vor einem Konzert oder einer Gala wird der Soundcheck zu einer ausführlichen Probe ausgeweitet.
Aus den ersten Tagen der Big Band sind neben Hans-Josef Piepenbrock noch seine Schwester Elisabeth Menke, Gudrun Pollmeier und der inzwischen nach Hamburg gezogene Markus Pape übrig geblieben. Seit sich Ende der 80er-Jahre rasch herausstellte, dass der Weg der Orchesters ins Profilager führen würde und sich eine entsprechende Mannschaft zusammengefunden hatte, gab es nur wenige Wechsel in der Besetzung.
Ab 1984 füllte die Westfalia Big Band mit ihren legendären "Sound & Show"- Konzerten regelmäßig die Ostwestfalenhalle. Nach dem Motto: "Das Auge hört mit" wurde den Konzertbesuchern auf und neben der Bühne allerhand geboten: Zu "Up to Date", der Erkennungsmelodie des "Aktuellen Sportstudios", dribbelten junge Fußballer über die Bühne, bei "Pink Panther" schlich ein Kommissar durch den Saal. Damit eroberte sich die Band eine große Fangemeinde in ihrer Heimat.
Aber 1990 endete "diese sehr wichtige Phase": zu aufwändig da komplett selbst organisiert. Stattdessen ergänzte die Band ihr bis dahin überwiegend instrumentales Programm mit Gesang. Mit bis zu vier Sängerinnen und Sängern bietet die Westfalia Big Band heute perfekten Solo- und Chorgesang, vom aktuellen Popsong bis zum Swing stets in zeitgemäßen Big Band-Arrangements, die Hans-Josef Piepenbrock sämtlichst selbst schreibt.
Ihr Jubiläum wird die Westfalia Big Band mit einer großen Konzertshow in Travemünde feiern, jenem Ort, wo das Orchester seine größten Erfolge bei seinen Sommertourneen feiern konnte. Mit den musikalischen Höhepunkten aus 25 Jahren Band-Geschichte und natürlich zu 100 Prozent handgemacht. "Bei uns ist alles, aber auch wirklich alles live", verspricht der Bandleader. "Sonst höre ich auf."
von Roland Thöring (Neue Westfälische)
Anfang der 80er-Jahre: So präsentierte sich das Orchester damals vor der Stadthalle Gütersloh. Ganz in Weiß: Hans-Josef Piepenbrock.
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