Musikalische Mohntorte mit Sahnehäubchen
Westfalia Big Band in der Sauerlandhalle: Tappender Lackschuh, sportliche Vuvuzelas, tausende Seifenblasen und 107-jähriges Heester-Double.
„Mohntorte“ servierte am Samstagabend Kuchenfan Dr. Josef Leßmann in der voll besetzten Sauerlandhalle. „Als die Westfalia Big Band hier vor 2 Jahren schon einmal zu Gast war, habe ich das Konzert mit Streuselkuchen verglichen. Heute ist die Verteilung der Zutaten eine andere“ erklärte der MGV-Vorsitzende. Den stabilen Boden zu bilden, sei an diesem Wochenende Aufgabe des Warsteiner Chors als Veranstalter, die Darbietungen der Westfalia Big Band hingegen verglich er mit „der leckeren Sahne-Yoghurt-Creme und dem leicht gestreuten Mohn darauf“ – zusätzlich gab es allerdings noch einen belebenden, starken Kaffee…
„Wir sind mit unserer großen Besetzung hier. Für Warstein nur das Beste!“ hatte bereits vor Beginn des etwa dreistündigen Konzerts Big Band-Tourmanager Lars Vester versprochen. Das hatte sich auch der MGV auf die Fahnen geschrieben und brachte zur Einstimmung in den beschwingt-musikalischen Abend einen Teil des Repertoires auf die Bühne, mit dem die Sänger ihren Titel „Meisterchor“ erneuern konnten. (…)
Und dann kam die Zeit für den bereits oben erwähnten Kaffee – in Form von Big-Band-Leader Hans-Josef Piepenbrock. Dieser Mann ist Entertainment pur! Von der Mimik über den schnippenden Finger bis hin zum tippenden Lackschuh – an dem Big-Band-Boss ist einfach alles Swing! Mitreißend fungierte er zwischen seiner „Mohntorte-Band“ und dem genussfreudigen Publikum, setzte dem abendlichen Leckerbissen durch seine äußerst unterhaltsame Art noch ein ganz besonderes Schmankerl auf. Derer versprach er den gut aufgelegten Gästen noch viele – zu Recht, wie sich im Verlauf der Veranstaltung herausstellte.
Die Westfalia Big Band, die in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag feiert, brillierte nicht nur mit hervorragenden Musikern, ausdrucksstarken und stimmgewaltigen Solisten, sondern vor allem mit einem breiten Repertoire gespickt mit überraschenden Showelementen: Da jagte zur Tatort-Melodie ein Polizist seinen Verbrecher quer durchs Publikum, Solist Frank Behrens überreichte zur „Rosen-Zeit“ die selbigen an die begeisterten Zuschauerinnen, Vuvuzelas lösten zum Arrangement der Sportschau-Melodie die Trompeten ab und viele tausende Seifenblasen ließen die Zuhörer immer wieder im musikalischen Hochgenuss „Über den Wolken“ schweben.
„Yeah“, „Woh!“, Super!“ – jede Menge akustische Ausdrücke des Hörgenusses ernteten auch die beiden regionalen „Mohnkügelchen“ Helmut Kielas und Dr. Josef Leßmann, die mit ihren Soloauftritten in das Big-Band-Programm eingebunden waren. „Eine tolle Stimme“, attestierte Piepenbrock dem MGV-Chef, nachdem dieser sich zunächst mit seinem tiefen Bariton und Hawaii-Hemd nach „San Francisco“ aufmachte, um dann schallend zur Geselligkeit aufzurufen.
Würdig und galant präsentierte der Warsteiner Helmut Kielas seine Persiflage
auf Johannes Heesters. „Ich bin schon 100 Jahre alt“, verkündete er stilecht mit Schal und Zylinder. „Dem ist zum Glück nicht so. Der echte Heesters feiert bald seinen 107. Geburtstag – da kannst du noch ein paar Jahrzehnte bei uns mitmachen“, verabschiedete Piepenbrock Kielas als „einen Programmpunkt, auf den ich mich ganz, ganz besonders gefreut habe“.
Highlight reihte sich an Highlight und so gab es zum Ende des Konzertes kaum
einen Fuß der nicht mitwippte, keine Hand, die sich nicht mit stürmischen Klatschen
der Begeisterung Luft machte.